Swissbau Blog
Neue Gebäudetechnik-Berufe finden Anklang
Die Digitalisierung und die Energiewende sind nicht nur wichtige gesellschaftliche Themen, sondern wirken sich auch auf den Fachkräftebedarf in der Gebäudetechnik-Branche aus. Verbände und Unternehmen haben neue Berufslehren lanciert, damit es auch in Zukunft genug qualifizierte Arbeitskräfte gibt.
850 Fachleute muss die Solarbranche gemäss einer Studie von Swissolar jedes Jahr dazugewinnen, um die steigende Nachfrage nach Photovoltaikanlagen decken zu können. Dies gelingt einerseits über die Weiterbildung von Quereinsteigern, andererseits aber auch über neu entwickelte Berufslehren. Im Sommer 2024 starteten zum Beispiel die neuen Ausbildungen «Solarmonteurin» und «Solarinstallateur». Sie wurden vom Branchenverband Swissolar, vom Bildungszentrum Polybau sowie von Fachpersonen aus rund 20 Solarunternehmen entwickelt. Rund 180 junge Männer und Frauen übernehmen die Pionierrolle und bilden sich in den kommenden zwei respektive drei Jahren zu Fachleuten weiter.
Ein weitere neue Berufslehre ist die Ausbildung als «Gebäudeinformatiker». Dieser Lehrgang ist eine Reaktion auf die zunehmende Digitalisierung von Immobilien und den Bedarf an Fachleuten im Bereich der Gebäudeautomation, Kommunikation/Multimedia und Planung. Wir stellen die drei neuen Berufsbilder in der Gebäudetechnik vor und berichten über die ersten Erfahrungen.
Solaranlagen fachgerecht einbauen
Die Energiewende in der Schweiz setzt stark auf die Photovoltaik. Heute trägt sie etwa 10 Prozent zur Jahresstromversorgung bei, doch in zehn Jahren soll der Anteil bereits bei 50 Prozent liegen. Damit der Ausbau gelingt, braucht es neben den richtigen Rahmenbedingungen auch ausreichend Fachleute, welche die Anlagen planen und realisieren können. In den letzten vier Jahren stieg die Anzahl der Beschäftigten in der Solarbranche bereits von rund 7000 auf etwa 11 000 Vollzeitstellen. In Zukunft sollen rund 300 Fachkräfte pro Jahr dazukommen, die eine der neuen Berufslehren abgeschlossen haben.
Um Solarmonteurin oder Solarmonteur zu werden, absolviert man eine zweijährige Lehre, die mit einem eidgenössischen Berufsattest (EBA) abgeschlossen wird. Im Gegensatz zum Solarinstallateur oder zur Solarinstallateurin ist diese Ausbildung stärker auf die Praxis ausgerichtet. Als Solarmonteur bereitet man die Montage von Solaranlagen vor, prüft die Arbeitssicherheit, verbaut die Montagesysteme und montiert die Module. Zum Tätigkeitsbereich gehören ferner Kontrollen und Wartungsarbeiten an Solaranlagen. Auch die fachgerechte Entsorgung von Solaranlagen ist Teil der Ausbildung.
Während die zweijährige Lehre als Solarmonteurin vor allem auf den Einbau der Module fokussiert, lernen angehende Solarinstallateure auch, wie man die Module verkabelt und Geräte wie Wechselrichter integriert. (Foto: Swissolar / Valeriano Di Domenico)
Wer die dreijährige Lehre als Solarinstallateur macht, erhält nach erfolgreichem Abschluss ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ). Nebst den praktischen Tätigkeiten, wie sie auch die Solarmonteure und -monteurinnen erlernen, umfasst ihre Ausbildung auch den Umgang mit Auftragsdokumenten und Plänen. Sie lernen zudem, das Material und die Arbeitsgeräte auf der Baustelle zu kontrollieren. Ebenfalls Teil ihrer Aufgaben ist es, Speicherlösungen als Ergänzung zu Solaranlagen einzubauen und einfache Störungen an technischen Installationen zu beheben. Hauptunterschied zur Lehre als Solarmonteur ist, dass auch Elektro-Installationsarbeiten wie die Verkabelung, der Einbau von Wechselrichtern und anderen Geräten sowie die Inbetriebnahme geschult werden.
Die ersten Wochen der im August 2024 gestarteten Berufslehren sind gemäss Swissolar erfolgreich verlaufen. Die ersten Solarmonteure und Solarinstallateurinnen werden ihre Lehre schon im kommenden Sommer abschliessen, weil einige Lernende aufgrund ihrer Vorbildung bereits im 2. respektive 3. Lehrjahr einsteigen konnten. Die Branche darf sich also schon in Kürze auf viele gut ausgebildete Fachkräfte freuen.
Gebäude und Geräte vernetzen
Fast jeder Raum in einem modernen Gebäude ist heute mit Technik ausgestattet. Damit diese Systeme richtig geplant, aufeinander abgestimmt, realisiert und betrieben werden, braucht es Fachleute mit entsprechenden Kenntnissen. An dieser Schnittstelle zwischen Elektronik, Technik und Informatik positioniert sich die 2021 neu lancierte Berufslehre «Gebäudeinformatikerin». Lernenden wird dabei vermittelt, wie sich Räume und Immobilien digitalisieren und vernetzen lassen – von der Beleuchtungssteuerung über das Audiosystem bis hin zur Sicherheitsanlage. Sie lernen auch, Datennetze einzurichten und gebäudetechnische Systeme wie Heizung, Kühlung, Lüftung oder Beschattung miteinander zu koppeln. Die neue Berufslehre dauert 4 Jahre, in denen die Lernenden jeweils durchschnittlich 1,5 Tage pro Woche in der Schule und 3,5 Tage in ihrem Lehrbetrieb verbringen.
Die neue Berufslehre kommt bei den Jugendlichen gut an, mehrere Dutzend starten momentan jeden Sommer die Ausbildung. (Foto: EIT.swiss)
Wer die Ausbildung als «Gebäudeinformatiker EFZ» absolviert, kann zwischen drei Fachrichtungen wählen:
- Gebäudeautomation: Hier liegt der Fokus auf der Vernetzung der technischen Infrastruktur und der Integration von Sicherheitssystemen.
- Kommunikation/Multimedia: Entertainment- und Kommunikationssysteme bilden den Schwerpunkt dieser Ausrichtung.
- Planung: Sorgfältiges Planen komplexer Systeme und Koordination der Ausführung charakterisieren diese Fachrichtung.
Die Berufslehre ist eine Weiterentwicklung des früheren Berufs «Telematiker EFZ». Die Kompetenzen in dieser Grundbildung entsprechen den heutigen Anforderungen an eine vernetzte, energieeffiziente und zukunftsfähige Gebäudeautomation. Die neue Lehre ist bei Jugendlichen begehrt, die Vielfältigkeit des Berufsbilds und das breite Know-how, das vermittelt wird, kommen sehr gut an. Derzeit beginnen jeweils etwa 65 Lernende pro Jahr die Ausbildung als Gebäudeinformatikerin oder Gebäudeinformatiker.
Mehr Fachbereiche
Die Swissbau 2026 bietet mit den Fachbereichen «Gebäudeautomation und Elektrotechnik» und «Solartechnik, Energiespeicherung» eine relevante Live-Experience-Plattform für die Branche.
Mehr Handwerk
Unter dem Motto Swissness entsteht 2026 ein lebendiger Treffpunkt für das ganze Handwerk in Halle 1.0. Die Swissbau bietet dem vielfältigen Wirtschaftszweig eine starke Lobby und möchte wieder mehr Jugendliche für das Handwerk begeistern. Ein Highlight der 1200 Quadratmeter grossen Fläche ist der interaktive Hausbau von verschiedenen, parallel arbeitenden Gewerken. Der «Treffpunkt Handwerk» bietet ein attraktives Ausstellungsumfeld für Hersteller unterschiedlichster Fachbereiche wie Baumaterialien und Bausysteme, Dämmung und Dichtung, Putz und Farbe, Maschinen, Werkzeuge oder Gerüstbau.