Standpunkt Swissbau 2024

Holzfeuerung: CO2 neutral oder Klimasünde?

Auf die schwierige Frage gibt es keine einfache Antwort. Der Versuch einer er- und aufklärenden Beschreibung der verschiedenen Aspekte ist uns ein Anliegen, weil wir mit unseren Kunden das Gespräch auf Augenhöhe wünschen.

Gleich vorweg: Auch die Liebi LNC AG als erfahrener Hersteller und Händler von Pellet-, Hackgut- und Stückholz-Heizkessel könnte der Vorwurf der einseitigen Interessen treffen. Doch unser Ansatz ist immer die Installation der am besten passenden Wärmeversorgung für ein Gebäude mit nachhaltiger Energieversorgung. Die dabei eingesetzten Technologien reichen von den genannten Holzfeuerungen über die Wärmepumpe bis hin zur thermischen Solarenergie. Das grösste Potential liegt manchmal – nicht immer – in der Kombination und vor allem in der ausgefeilten Steuerungs-, Mess- und Regeltechnik. Aus diesem Grund betrachten wir die Frage der CO2-Neutralität bei der Nutzung von Holzenergie aus dem Blickwinkel der Technologie-Offenheit.

Grundsätzlich CO2-neutral.

Ganz grundsätzlich ist das Verbrennen von Holz CO2-neutral. Weil beim Verbrennen von Holz eben nur so viel CO2 frei gesetzt wird, wie vorher ein Baum im Laufe seines Lebens «veratmet» hat. Durch die photosynthetische Reaktion von über die Wurzeln aufgenommenem Wasser sowie Mineralien und Kohlendioxid (CO2) – das er aus der Umgebungsluft über die Blätter «einatmet» – ist der Baum über die Nutzung der UV-Strahlung des Sonnenlichts in der Lage, Glucose, Stärke, Eiweisse und Sauerstoff zu bilden. Den Sauerstoff gibt der Baum als «frische Luft» ab, die anderen Stoffe nutzt er zum Aufbau der Holzmasse. So bindet der Baum den Kohlenstoff, der damit vorerst der Atmosphäre entzogen ist. Verbrennt nun das Holz, wird die Energie der Kohlenstoff-Verbindungen als Wärme freigesetzt – und eben wieder CO2 als «Abgase» sowie verschiedene Feststoffe wie Russpartikel und Asche. 

Dabei kommt ein weiterer – wesentlicher – Aspekt zum Tragen: die Zeit. Kohle, Öl und Gas – die sogenannten «fossilen Ressourcen» – sind über Jahr Millionen durch Gesteinsdruck umgewandelte Pflanzenmasse, die eben zu jener erdgeschichtlich weit zurückliegenden Zeit durch Photosynthese Kohlenstoff – Carbon – eingelagert haben. Die Verbrennung eines fossilen und pflanzlichen Energieträgers allerdings setzt in einem Bruchteil der Zeit das CO2 frei, das während des Wachstumsprozesses der Pflanze – siehe oben – eingelagert wurde. Dabei spielt es dann keine Rolle, ob das Wachstum Jahrmillionen zurückliegt, hundert Jahre und mehr dauert wie bei einem Baum, oder nur eine Saison wie zum Beispiel bei einer Schilfplantage. Das ist immer so: Die Verbrennung passiert innerhalb weniger Stunden, und damit ist das CO2 wieder in der Atmosphäre verfügbar. Bei den fossilen Brennstoffen liegt auf der Hand, dass dieses CO2 – in von Menschen überschaubaren Zeitspannen – nicht mehr in Pflanzenmasse umgewandelt werden kann. Deshalb soll ihr Verbrauch mit der viel beschworenen Dekarbonisierung der Wirtschaftskreisläufe künftig vermieden werden.


Kaskadennutzung in einer idealen Welt. 

Bei der thermischen Nutzung der so genannten «nachwachsenden Rohstoffe» – und hier steht Holz auf Platz 1 – ist ein wesentliches Argument für die Nutzung, dass gegenwärtig im Rahmen nachhaltiger Forstwirtschaft nicht mehr Holz «verbraucht» wird, als in den Wäldern nachwächst. An dieser Stelle rückt ein weiterer Aspekt in den Fokus: Holznutzung ist vielschichtig. Sie reicht von der Papierproduktion über Bauholz und Herstellung von Holzwerkstoffen bis hin zur thermischen Verwertung. Die Verwendung von Holz zum Bauen oder in Produkten ist aus der Perspektive der Bindung von CO2 die beste Lösung. Denn der Kohlenstoff bleibt gebunden und der Atmosphäre entzogen. Hier kommt der Begriff der «Kaskadennutzung» ins Spiel. Damit ist gemeint, dass Holz mehrfach – kaskadenartig – in verschiedenen Nutzungs-«Hierarchien» verwendet und verbraucht wird. In einer ersten Stufe für Gebäude und Möbel, in einer zweiten für Sperrholz, in einer dritten für Spanholz in OSB-Platten und dann irgendwann zuletzt als Brennstoff für die Gewinnung von Wärmeenergie. Das wäre der intelligenteste Ansatz in einer idealen Welt. Eine solche Kaskadennutzung erfordert ein Höchstmass an ausgebauten logistischen Verwertungs- und Recycling-Strukturen – und vor allem der Bereitschaft, diesen Mehraufwand zu bezahlen. 

Aber einfach nur die Kaskadennutzung anzustreben, greift zu kurz. Nicht jedes so genannte «Sortiment», das bei der Holzernte anfällt, ist für höherwertige Verwendung geeignet. Dazu kommen die im Verarbeitungsprozess der Holzindustrie und der Werkstoff-Produktion anfallenden Resthölzer. Diese in Form von Hackgut oder Pellets energetisch zu verwerten, macht Sinn, auch wenn die direkte Verbrennung von Holz aus der «Kaskaden-Perspektive» nicht die optimale Variante ist.

Und hier kommt die Holzfeuerung ins Spiel. Historisch ist sie genauso entstanden: Nicht anders verwertbares Holz wurde verfeuert. Zuerst am Lagerfeuer, später in den offenen Feuerstätten der Hütten, dann in den funktionierenden Kreisläufen der bäuerlichen Landwirtschaft im Kachelofen der Höfe, und schliesslich in den technologisch anspruchsvollen Kesseln von Holzbaubetrieben zur Verwertung des Restholz oder modernen Holzheizungsanlagen in Fernwärmeversorgungen. 

Das ist die gegenwärtige Situation: Technologisch hoch entwickelte Kesselanlagen können mit Energieholz und unbehandeltem Restholz betrieben werden und leisten damit einen wertvollen Beitrag, die Verbrennung von fossilen Energieträgern zur Wärmegewinnung zu vermeiden. Für diesen Zweck ist die Energieholznutzung ebenso zukunftsträchtig wie nachhaltig. Ob der Aufbau von Grossanlagen mit Leistungsauslegungen von über 10 MW in Zukunft Sinn macht, kann durchaus hinterfragt werden. Denn wenn der Rohstoff nicht regional verfügbar und der Holzhunger der lokalen Anlagen grösser als die regionale Holzkapazität der nachwachsenden Wälder, ist die Nachhaltigkeit ebenso wenig gewährleistet wie die CO2-Neutralität. 

Ökologie und Umweltschutz. Zwei weitere – ebenso oft – diskutierte Aspekte der Holznutzung sollen noch betrachtet werden. Die ökologische Bedeutung der Wälder und die ihn ihnen enthaltene Biodiversität wird oft gegen eine wirtschaftliche Nutzung ins Feld geführt. Naturwälder setzen allerdings über das Verrotten und Vermodern von Pflanzenmasse ebenso viel CO2 frei, wie bei der Verbrennung entsteht. Nur bleibt der wertvolle Rohstoff ungenutzt. Moderne Forstwirtschaft wie wir sie hier in der Schweiz kennen, wiederum berücksichtigt die Anforderungen an die Vielfalt der Waldgesellschaften. Ausserdem steht die Nichtnutzung von Holz für das Bauen oder die Herstellung von Werkstoffen der Forderung entgegen, energieintensive Baustoffe wie Beton, Ziegelsteine oder Stahl einerseits und Kunststoffe andererseits durch den natürlichen Rohstoff Holz zu ersetzen. Das gilt auch für die Funktionen des Waldes als Schutz- oder Erholungswald. Klassische Zielkonflikte, die Politik und Gesellschaft aushandeln müssen. Umgekehrt bietet eben die moderne Waldwirtschaft intelligente Möglichkeiten, Holz für die Menschen langfristig nachhaltig nutzbar zu machen. 
Ausserdem erlebt das Thema Luftverschmutzung durch die thermische Holzverwertung gegenwärtig in der Öffentlichkeit eine Renaissance. Russpartikel, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Stickoxide (NOx) und vor allem Feinstaub werden ins Feld geführt. Moderne Holzfeuerungen allerdings verbrennen bei richtigem Betrieb nahezu rückstandsfrei. Richtiger Betrieb bedeutet geeignetes Brennmaterial, also hochwertige Pellets oder Hackschnitzel und trockenes Holz. Moderne Holzheizungen, ob Stückholz- oder Pelletkessel, haben eine elektronisch geführte Verbrennungsregelung, die maximale Energie-Ausbeute und damit minimale Abgas- und Feinstaubbildung garantiert. 

Ob Holzverbrennung sinnvoll ist, ergibt sich in letzter Konsequenz aus dem Abwägungsprozess, der die regionalen Gegebenheiten, die nachhaltige Rohstoff-Verfügbarkeit, die Anforderungen des Gebäudes und bauliche Möglichkeiten mit einbezieht. 

Die Nutzung der Holzenergie mit Einsatz moderner Verbrennungstechnik leistet in jedem Fall einen wertvollen Beitrag zur Vermeidung der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas in Europa. 

Der Anspruch der Liebi LNC AG besteht darin, mit dem Know-how und der Erfahrung und dem hochstehenden Produktsortiment sowie den umfangreichen Möglichkeiten im Bereich der Regelungstechnik gemeinsam mit dem Kunden eine wirtschaftliche und nachhaltige Wärmelösung zu realisieren, sowie mit qualifizierten Servicedienstleistungen während der gesamten Lebensdauer der Anlage einen optimalen Betrieb sicherzustellen.